Zur politischen Ökonomie des Wohnungsmarkts

Vortrag und Diskussion mit einem Aktivisten aus Berlin
Freitag, 13.05.2022 – 20:00 Uhr
Bistro Lorraine (Große Steinstr. 34)

Im Vortrag sollen drei Aspekte des Konflikts um die Miete besprochen werden. Zum einen soll der grundlegende Charakter des Eigentums an Grund/Boden und Immobilien skizziert werden und der Frage nachgegangen werden, inwiefern die Mietzahlung als “sekundäre Ausbeutung” gedacht werden kann. Zum anderen sollen Überlegungen vorgestellt werden, warum der Immobilienmarkt nach der Krise 2007/8 für das Kapital derart wichtig geworden ist und wie sich das in Konflikten um “Gentrifizierung” auswirkt. Zuletzt soll die Frage angegangen werden, was wir als MieterInnen tun können, wobei einige Erfahrungen aus Berlin Diskussionsgrundlage sein sollen.

Transformation und Wohnungsmarkt in Ostdeutschland

Vortrag und Diskussion mit Dominik Intelmann
Dienstag, 24.05.2022 – 18:30 Uhr
Lila Drache (Rudolf-Breitscheid-Str. 6)

Die Umbruchszeit 1989 hat nicht nur eine Deindustrialisierung des Ostens und in der Folge eine enorme Arbeitslosigkeit bedeutet. Engstens damit verknüpft war gleichermaßen ein fast vollständiger Wandel der Eigentumsverhältnisse, sowohl auf dem Sektor der Produktion als auch bei der Wohnungsversorgung. Insbesondere in ostdeutschen Großstädten kann auch 30 Jahre danach noch von entlokalisierten Eigentumsverhältnissen gesprochen werden: institutionellen InvestorInnen, börsennotierten Wohnungsunternehmen und privaten (Klein-)AnlegerInnen gehört ein Großteil des Wohnungsbestands. Mit entsprechenden Folgen für die lokale Beeinflussbarkeit von Wohnverhältnissen.

Im Vortrag soll dabei auf die Entstehung dieser spezifisch ostdeutschen Eigentumsverhältnisse seit 1989 eingegangen werden. Dabei zeigt sich, dass sowohl die Gründerzeitsubstanz als auch die Plattenbaubestände des DDR-Wohnungsbaus einem spezifischen Privatisierungsdruck unterlagen. Entlokalisierte Eigentumsstrukturen und eine damit in Verbindung stehende “Wohnentfremdung” befeuern zudem die politische Polarisierung der (Stadt-)Gesellschaft. Nicht zuletzt soll anhand kommunaler Wohnungsgesellschaften und Wohnungsgenossenschaften nach Möglichkeiten der Demokratisierung von Wohnverhältnissen in Ostdeutschland gefragt werden.

Dominik Intelmann (Leipzig/Chemnitz) ist Stadtforscher und promoviert an der Universität Frankfurt/Main zu ostdeutschen Gesellschaftsverhältnissen.

Gentrifizierung und Mietentwicklung in Halle

Podiumsdiskussion mit Betroffenen, Initiativen und Aktivist*innen
Freitag, 03.06.2022 – 19:00 Uhr
Radio Corax (Unterberg 11)

Gentrifizierung wird als Problem seit längerer Zeit diskutiert – doch dieser Prozess trifft auf lokal sehr spezifische Bedingungen. Stadtpolitik, kommunale Wohnungspolitik, lokale Eigentumsverhältnisse und das Vorhandensein von Gegenstrukturen beeinflussen den Konflikt. Wir haben das Gefühl, dass in Halle viel zu spät auf das Problem von Entmietung, Mietsteigerung und Verdrängung reagiert wurde. Wir wollen mit Betroffenen und Initiativen ins Gespräch kommen, um Erfahrungen auszutauschen, das Problem genauer zu bestimmen und die Möglichkeiten einer weiteren Vernetzung auszuloten.

Eine feministische Perspektive auf die Wohnraumfrage

Vortrag und Diskussion mit Sarah Uhlmann
Montag, 27.06.2022 – 19:00 Uhr
Studentischer Aufenthaltsraum am Steintorcampus

Die Wohnung ist der zentrale Ort sozialer Reproduktion. Hier schlafen und essen wir – hier verbringen wir den Großteil unserer Freizeit. Doch die Bedingungen, unter denen wir uns reproduzieren, sind maßgeblich von ökonomischen und politischen Faktoren abhängig. Die eigenen vier Wände können daher zum Schauplatz gesellschaftlicher Konflikte werden.

So hat die räumliche Trennung von Produktion und Reproduktion im Kapitalismus dazu geführt, dass mehrheitlich Frauen* die Sorgearbeit für die Familie und die Hausarbeit übernehmen. Dass diese Tätigkeiten nicht entlohnt, sondern entwertet werden – obgleich sie essenziell für den Kapitalismus sind – wird seit langem von Feministinnen kritisiert. Aber nicht nur die im eigenen Haushalt geleistete Reproduktionsarbeit hat für den Kapitalismus eine ökonomische Relevanz. Auch die Wohnraumversorgung ist zunehmend warenförmig organisiert, was zu steigenden Mieten führt, die vor allem für schlecht verdienende Personen und damit primär Frauen*, Alleinerziehende, People of color und alte Menschen eine Belastung darstellen.

Inwiefern die (geschlechtliche) Organisation der sozialen Reproduktion mit der Organisation von Wohnraum im Kapitalismus in Beziehung steht, soll im ersten und theoretischen Teil des Vortrags besprochen werden. Im zweiten Teil werden Miet- und Nachbarschaftskämpfe beleuchtet, in denen Frauen schon immer eine zentrale Rolle eingenommen haben. Anhand von historischen und aktuellen Beispielen soll die Relevanz der räumlichen und politischen Interventionen diskutiert werden. Der Vortrag fragt somit auf theoretischer und praktischer Ebene, wie Geschlecht und Wohnraum zusammenhängen und welches Potenzial sich aus feministischer Sicht mit den Kämpfen um Wohnraum verbindet.

Sarah Uhlmann ist Soziologin. An der Humboldt Universität zu Berlin hat sie zu städtischen Protestbewegungen promoviert. Derzeit forscht sie an der Universität Jena. In ihrer Freizeit widmet sie sich dem Aufbau von Wohngenossenschaften.