Eine feministische Perspektive auf die Wohnraumfrage

Vortrag und Diskussion mit Sarah Uhlmann
Montag, 27.06.2022 – 19:00 Uhr
Studentischer Aufenthaltsraum am Steintorcampus

Die Wohnung ist der zentrale Ort sozialer Reproduktion. Hier schlafen und essen wir – hier verbringen wir den Großteil unserer Freizeit. Doch die Bedingungen, unter denen wir uns reproduzieren, sind maßgeblich von ökonomischen und politischen Faktoren abhängig. Die eigenen vier Wände können daher zum Schauplatz gesellschaftlicher Konflikte werden.

So hat die räumliche Trennung von Produktion und Reproduktion im Kapitalismus dazu geführt, dass mehrheitlich Frauen* die Sorgearbeit für die Familie und die Hausarbeit übernehmen. Dass diese Tätigkeiten nicht entlohnt, sondern entwertet werden – obgleich sie essenziell für den Kapitalismus sind – wird seit langem von Feministinnen kritisiert. Aber nicht nur die im eigenen Haushalt geleistete Reproduktionsarbeit hat für den Kapitalismus eine ökonomische Relevanz. Auch die Wohnraumversorgung ist zunehmend warenförmig organisiert, was zu steigenden Mieten führt, die vor allem für schlecht verdienende Personen und damit primär Frauen*, Alleinerziehende, People of color und alte Menschen eine Belastung darstellen.

Inwiefern die (geschlechtliche) Organisation der sozialen Reproduktion mit der Organisation von Wohnraum im Kapitalismus in Beziehung steht, soll im ersten und theoretischen Teil des Vortrags besprochen werden. Im zweiten Teil werden Miet- und Nachbarschaftskämpfe beleuchtet, in denen Frauen schon immer eine zentrale Rolle eingenommen haben. Anhand von historischen und aktuellen Beispielen soll die Relevanz der räumlichen und politischen Interventionen diskutiert werden. Der Vortrag fragt somit auf theoretischer und praktischer Ebene, wie Geschlecht und Wohnraum zusammenhängen und welches Potenzial sich aus feministischer Sicht mit den Kämpfen um Wohnraum verbindet.

Sarah Uhlmann ist Soziologin. An der Humboldt Universität zu Berlin hat sie zu städtischen Protestbewegungen promoviert. Derzeit forscht sie an der Universität Jena. In ihrer Freizeit widmet sie sich dem Aufbau von Wohngenossenschaften.

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